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Boden – mehr als “Dreck”

Wir nutzen ihn unerschöpflich, so als wäre er unbegrenzt vorhanden. Jährlich zerstören wir eine Bodenfläche in der Größe von Österreich. Es geht um den Boden – eine endliche Ressource, wie Luft und Wasser.

15 t Lebewesen pro Hektar

Dieser „Dreck“ unter unseren Füßen ist nicht nur der buchstäbliche Grund für unsere materielle Welt. Er ist ein noch teilweise unerforschtes hochkomplexes System, bestehend aus Mineralien, Luft, Wasser und Humus und erstaunlich vielen Lebewesen. Unter der Fläche von einem Hektar leben 15 Tonnen Bakterien, Algen, Pilze, Würmer, Spinnen, Asseln, Käfer, Milben, Larven etc. Alle diese Bodenbewohner und Bodenschöpfer sorgen gemeinsam dafür, dass der Boden seine Funktionen erfüllen kann.

Wasser- und Kohlendioxidspeicher

Für die landwirtschaftliche Produktion und hiermit die Nahrungssicherheit der Bevölkerung ist die Fruchtbarkeit des Bodens entscheidend. Auch das Filtern und Ableiten des Regenwassers und speichern von Kohlendioxid übernimmt der Boden. Die sommerlichen Geschehnisse dieses Jahres haben die Wasseraufnahmekapazität des Bodens etwas ins Gespräch gerückt. Weniger auffällig, aber nicht weniger dramatisch ist der permanente Verlust der Ertragsfähigkeit des Ackerlandes. Das passiert nicht irgendwo „weit weg“ durch langsame Verwüstung und Erosion, sondern hier vor der Tür durch Versiegelung – durch einen frisch zugepflasterten Vorgarten, ein neues Gewerbegebiet oder einen riesigen Supermarkt Parkplatz.

2018 lag die tägliche Versiegelung durch Entstehung von Siedlungs- und Verkehrsflächen in Deutschland bei ca. 25 Hektar! Wird der Boden dauerhaft von Luft, Wasser, Nährstoffkreisläufen abgeschlossen, geht auch die Bodenfauna zugrunde. Einmal zerstört, ist der lebende, fruchtbare Boden in menschlichen Zeiträumen nicht zu erneuern, denn die „Wiederbelebung“ dauert Jahrhunderte.

Belastung durch Mikroplastik

Durch zu intensive landwirtschaftliche Nutzung kann der Boden auch innerhalb von einigen Jahren seine Ertragsfähigkeit verlieren. Überdüngung, Belastungen durch Fungizide, Pestizide, Verdichtung durch schwere Maschinen oder tiefes Umpflügen beschädigen die harmonische Bodenwelt und beeinträchtigen im Endeffekt die Bodenfunktionen. Hinzu kommt noch das neue Problem: Belastung durch Mikro- und Nanoplastik.

Eine aktuelle Studie schätzt, dass jährlich über 19.000 Tonnen Plastikpartikel auf Wiesen und Felder gelangen. 19 Prozent entstammen direkt aus der Landwirtschaft (Folien, Netze, Düngemittelumhüllungen, umhülltes Saatgut). Die beeindruckenden 81 Prozent werden von außen eingetragen. Plastiktüten in der Biotonne oder Kunststofffasern im Abwasser – gebunden im Klärschlamm – finden ihren Weg in Kompost oder Klärschlamm auf die Felder. Die Verantwortung, Kunststoffeinträge zu reduzieren, liegt daher nicht allein bei Landwirtschaft und Gartenbau.

Obwohl unsere Böden weitaus stärker mit Mikroplastik verschmutzt sind als die Meere, werden die Folgen der Mikroplastikeintragung gerade erst erforscht. Bei hoher Konzentration im Boden können Plastikpartikel in Nanogröße von den Pflanzenwurzeln aufgenommen werden und das Pflanzenwachstum hemmen. Momentan ist noch unklar, wann die kritische Plastikkonzentration im Bodenreich erreicht wird.

Wird die Verschlechterung der Böden nicht gestoppt, wird die Ernährung der wachsenden Weltbevölkerung in Zukunft noch schwerer zu sichern sein.

Weitere Informationen rund um Kunststoff-Einträge in der Landwirtschaft finden Sie auf der Internetseite des NABU.

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